Mittwoch, 21.10.20 Online
Radical Utopias
Training For A Complicated Future
Reihe für Buchvorstellungen und utopische politische Diskussionen mit Tobi Lindemann und eve massacre
Radical Utopias Telegram-Channel: und Website:
#5:
The End of Policing
von Alex Vitale
Ablauf:
Am 21.10.20 gibt’s um 20:15 Uhr eine Buchvorstellung auf YouTube, hier der Link.
Anschließend laden wir dann zur gemeinsamen Diskussion auf Zoom ein. Den Link dazu gibt’s dann im Chat des Youtube-Clips.
Wenn du dich anmeldest, dann schicken wir dir die Links aber auch gern kurz vor der Veranstaltungzu : sigh@evemassacre.de oder telegram.me/evemassacre
Zum Buch:
In den letzten Jahren kam es zu einer explosionartigen Zunahme von Protesten gegen Polizeibrutalität und Repression, am dramatischsten in den USA. Unter Aktivist:innen, Journalist:innen, und Politiker:innen konzentrierte sich die Diskussion darüber, wie zu reagieren und die Polizeiarbeit zu verbessern sei, auf die Themen Rechenschaftspflicht, Diversity, Ausbildung und Beziehungen zur Gemeinschaft. Leider werden diese Reformen weder allein noch in Kombination zu Resultaten führen. Der Kern des Problems muss angegangen werden: das Wesen der modernen Polizeiarbeit selbst. “Broken Windows” Praktiken, die Militarisierung der Strafverfolgung, und die dramatische Ausweitung der Rolle der Polizei in den letzten 40 Jahren haben ein Mandat für Polizeibeamte geschaffen, das zurückgenommen werden muss.
Dieses Buch versucht, eine öffentliche Diskussion anzuregen, indem es die verdorbenen Ursprünge der modernen Polizei als Instrument der sozialen Kontrolle aufdeckt. Es zeigt, wie die Ausweitung der Polizeiautorität im Widerspruch zur Stärkung der Gemeinschaft, zur sozialen Gerechtigkeit, und sogar zur öffentlichen Sicherheit steht. Alex Vitale, der sich dabei auf bahnbrechende Forschungsarbeiten aus der ganzen Welt stützt und praktisch jeden Bereich des immer breiteren Spektrums der Polizeiarbeit abdeckt, zeigt, wie die Strafverfolgung genau die Probleme verschärft hat, die sie eigentlich lösen sollte.
Im Gegensatz dazu gibt es Orte, an denen die konsequente Umsetzung von Alternativen zu Polizeiarbeit – wie Legalisierung, opferorientierte Justiz und Schadensminderung – zu einer Verringerung von Kriminalität, Ausgaben und Ungerechtigkeit geführt hat. Die beste Lösung für schlechte Polizeiarbeit könnte ein Ende der Polizeiarbeit sein.
Alex S. Vitale ist Soziologieprofessor am Brooklyn College der City University of New York. Dort leitet er das Policing and Social Justice Project. Er forscht seit über 25 Jahren zum Thema Polizei. Sein Buch The End of Policing ist 2017 bei Verso erschienen.
Die Reihe Radical Utopias:
Die Zukunft sah schon mal rosiger aus: Klimakatastrophe, immer neue Extremformen des Kapitalismus, das Erstarken der Rechten, inhumane Flüchtlingspolitik, neue Pandemien – wir sind nur noch mit Aufklärung und Dagegenhalten beschäftigt, während Dystopien sich großer Beliebtheit erfreuen. Frust ist allgegenwärtig, aber nicht nur das, wir verlernen auch, große positive Zukunftsentwürfe zu wagen. Dabei gilt doch nach wie vor: Wir können nur erkämpfen, was wir uns vorstellen können.
In unserer neuen Veranstaltungsreihe wollen wir faszinierende Denker*innen, Theoretiker*innen und Aktivist*innen vorstellen, die sich trauen, radikal utopisch zu denken. Die Debatte, von der sie ein Teil sind, findet in Deutschland viel zu wenig statt und die Bücher, die wir superspannend finden, erscheinen bei uns meist erst mit langer Verspätung in deutscher Übersetzung. Es sind Bücher des unkonventionellen, kritischen, und radikalen zukunftszugewandten Denkens. Ihnen ist diese Reihe gewidmet, in der wir für eine bessere Zukunft “trainieren” wollen.
Wir wollen uns an jedem der Radical Utopia-Abende einem Buch widmen, das ihr nicht gelesen haben müsst. Wir werden in die Themen des Buches einführen, es vorstellen und ein paar Worte zu den Autor*innen sagen. Und danach wollen wir mit euch darüber sprechen, diskutieren, anknüpfen, weiterdenken. Wenn Ihr Lust habt, das Buch vorab zu lesen: umso besser, das wird die Diskussion natürlich sehr bereichern! Zwingend notwendig ist es aber nicht.
Die Hosts:
Wir – Tobias Lindemann und eve massacre – sind beide leidenschaftlich an progressiver linker Politik und Kultur, an Lesen und Rumtheoretisieren interessiert, aber kommen nicht aus dem akademischen Bereich, sondern stehen für lustvollen, anarchischen Wissenserwerb, der auch mal respektlos und hemmungslos sein kann, und sich nicht im Abstrakten verliert.