Radical Utopias #1: Feminism For The 99%

Mittwoch, 08.04.20 Kantine

RADICAL UTOPIAS – Training for a complicated future

Radical Utopia #1:
Feminism For The 99%

Cinzia Arruzza, Tithi Bhattacharya, Nancy Fraser

Buchvorstellung und utopische politische Diskussionsreihe mit Tobi Lindemann und eve massacre

19:30 Uhr
Eintritt auf Spendenbasis

Die Zukunft sah schon mal rosiger aus: Klimakatastrophe, immer neue Extremformen des Kapitalismus, das Erstarken der Rechten, inhumane Flüchtlingspolitik, neue Pandemien – wir sind nur noch mit Aufklärung und Dagegenhalten beschäftigt, während Dystopien sich großer Beliebtheit erfreuen. Frust ist allgegenwärtig, aber nicht nur das, wir verlernen auch, große positive Zukunftsentwürfe zu wagen. Dabei gilt doch nach wie vor: Wir können nur erkämpfen, was wir uns vorstellen können.

In unserer neuen Veranstaltungsreihe wollen wir faszinierende Denker*innen, Theoretiker*innen und Aktivist*innen vorstellen, die sich trauen, radikal utopisch zu denken. Die Debatte, von der sie ein Teil sind, findet in Deutschland viel zu wenig statt und die Bücher, die wir superspannend finden, erscheinen bei uns meist erst mit langer Verspätung in deutscher Übersetzung. Es sind Bücher des unkonventionellen, kritischen, und radikalen zukunftszugewandten Denkens. Ihnen ist diese Reihe gewidmet, in der wir für eine bessere Zukunft „trainieren“ wollen.

Wir wollen uns an jedem der Radical Utopia-Abende einem Buch widmen, das ihr nicht gelesen haben müsst. Wir werden in die Themen des Buches einführen, es vorstellen und ein paar Worte zu den Autor*innen sagen. Und danach wollen wir mit euch darüber sprechen, diskutieren, anknüpfen, weiterdenken. Wenn Ihr Lust habt, das Buch vorab zu lesen: umso besser, das wird die Diskussion natürlich sehr bereichern! Zwingend notwendig ist es aber nicht.

Wir – Tobias Lindemann und eve massacre – sind beide leidenschaftlich an progressiver linker Politik und Kultur, an Lesen und Rumtheoretisieren interessiert, aber kommen nicht aus dem akademischen Bereich, sondern stehen für lustvollen, anarchischen Wissenserwerb, der auch mal respektlos und hemmungslos sein kann, und sich nicht im Abstrakten verliert.

Wir haben erst mal drei Abend geplant, denken aber schon über eine Forsetzung nach.

Radical Utopia #1 am 08.04.20
Feminism for the 99% – A Manifesto
Cinzia Arruzza, Tithi Bhattacharya, Nancy Fraser

Das erste Buch, das wir ausgesucht haben, ist gleich ein Manifest, und es ist bereits auf deutsch erschienen: Feminism for the 99% entstand aus dem Umfeld des feministischen Streiks 2019 heraus und versucht Programmpunkte für einen zukunftsfähigen Feminismus herauszuarbeiten, der sich nicht auf die privilegierte „erste Welt“ beschränkt. Arruzza, Bhattacharya und Fraser sehen die Chance für einen Feminismus, der internationalistisch, antikapitalistisch, kooperativ und solidarisch ist, und sich nicht mit dem Platz weniger Frauen auf Chefsesseln oder Bühnen zufrieden gibt. Die deutsche Ausgabe erschien bei Matthes & Seitz Berlin.

 

Radical Utopia #2 am 13.05.20
Capital Is Dead: Is This Something Worse?
McKenzie Wark

McKenzie Wark setzt sich seit Jahren in zahlreichen Büchern und Artikeln u. a. mit einem neuen Klassenverständnis (Hacker Class, Vertical Class), dem Situationismus und mit dem Anthropozän auseinander. Ihr neuestes Buch stellt die Frage, ob wir noch im Kapitalismus leben, oder schon in etwas viel Schlimmeren: Gibt es nicht schon längst eine neue herrschende Klasse, die nicht nur die Arbeiter*innen, sondern auch das Kapital, wie es klassisch verstanden wird, dominiert. McKenzie Wark schafft es nicht nur, uns theoretische Werkzeuge zu geben, mit denen sich die heutigen Verhältnisse fassen lassen, sondern bietet auch Auswege an – eine wunderbare Vertreterin für die Radical Utopias Reihe.

 

Radical Utopia #3 am 10.06.20
After Geoengineering – Climate Tragedy, Repair, and Restoration
Holly Jean Buck

Längst ist klar: der Klimawandel ist eine Tatsache. Das Zeitfenster, in dem wir noch das Allerschlimmste abwenden können, schließt sich unabänderlich. Als eine Lösung für drängende Probleme wird Geoengineering propagiert – keine Zukunftsmusik, sondern bereits jetzt eine Realität, an der fieberhaft geforscht und gearbeitet wird, z.B. Wälderaufforstung, Seegraswiesen zur CO2-Speicherung oder Solar Radiation Management. Holly Jean Buck ist eine der wenigen linken Denker*innen, die sich diesem schwierigen Thema annimmt. Sie betont die Prozesshaftigkeit und Vielschichtigkeit von Geoengineering, und plädiert dafür, die Kontrolle über Geoengineering nicht Konzernen und Autoritäten zu überlassen, sondern darin Chancen für eine gerechtere, lebenswerte Zukunft zu ergreifen. Das Buch ist in einer großartigen Mischung aus sachlich-informativer Auseinandersetzung und kurzen spekulativen Erzähleinschüben verfasst, die eine gesellschaftlich-soziale Ebene einfließen lassen.


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